Byron Katie schreibt über The Work
„ … Ich war dreiundvierzig, als nach zehn Jahren schwerer Depression und tiefer Verzweiflung mein wirkliches Leben begann. Was ich sah, war, dass mein Leiden das Ergebnis meines Kampfes gegen die Realität war. Ich erkannte, dass ich litt, wenn ich meine Gedanken glaubte, aber dass das Leiden vorbei war, sobald ich ihnen nicht glaubte, und dass dies für jeden Menschen gilt. Freiheit ist so einfach! Leiden ist nur eine Option.
Ich fand eine Freude in mir, die niemals wieder verschwand, nicht für einen einzigen Moment. Es ist eine Freude, die jederzeit in jedem Menschen ist. Wenn du aus Liebe zur Wahrheit heraus deinen Verstand hinterfragst, dann kommt er wieder in Übereinstimmung mit seiner wahren Natur und dein Leben wird immer glücklicher, klarer und freundlicher.
Die Work hilft dem leidenden Verstand, seinen Streit mit der Realität zu beenden. Sie hilft uns, uns an den ständigen Wandel anzupassen. Unentwegt geschieht Veränderung, ob uns das gefällt oder nicht. Alles verändert sich, wie es scheint, doch wenn wir an unseren Vorstellungen festhalten, wie diese Veränderung auszusehen hat, fühlt es sich unangenehm an, weil wir keine Kontrolle darüber haben.
Mit The Work betreten wir den Bereich, in dem wir Kontrolle haben: unser Denken. Wir hinterfragen zum Beispiel unsere Gedanken darüber, inwieweit die Welt verrückt geworden zu sein scheint. Und wir sehen, dass die Verrücktheit nie in der Welt war, sondern in uns. Die Welt ist eine Projektion unseres eigenen Denkens. Wenn wir unser Denken verstehen, verstehen wir die Welt und dann lieben und schätzen wir sie. So finden wir Frieden. Wer wäre ich ohne den Gedanken, dass die Welt verbessert werden muss? Glücklich, wo ich gerade bin: die Frau, die auf einem Stuhl in einer offensichtlich schönen Welt sitzt. Ziemlich einfach.
Es ist tatsächlich möglich, ein Leben ohne Leiden und ohne Stress zu führen. Der Weg zur inneren Freiheit beginnt, wenn du erkennst, dass es nicht die Welt ist, die unsere Probleme verursacht – es ist unser Denken über die Welt. Uns macht das nicht unglücklich, was uns passiert – es sind unsere Gedanken darüber. Wenn du das verstehst, ist es, als würdest du aus einem Traum erwachen. Du erkennst, dass dich letztendlich niemand verletzen kann – außer du selbst. Du verstehst, dass du zu 100 Prozent für dein Glück verantwortlich bist und wie du in eine realere, freundlichere Welt hinein aufwachen kannst. Das sind sehr gute Nachrichten. Alle Angst, Wut, Traurigkeit, alle Depression, alle Verbitterung, jeder Wunsch nach der Bestätigung oder Liebe eines anderen, alles, was dich unglücklich macht, es war nur ein Missverständnis. Es war das Ergebnis dessen, dass du Gedanken geglaubt hast, die für dich nicht wahr sind. Diese Gedanken zu identifizieren und sie dann mit den 4 Fragen der Work zu überprüfen, hat eine unvorstellbare Kraft – unvorstellbar bis du es für dich selbst tust.
Sobald du anfängst, die Work als tägliche Übung zu nutzen, entdeckst du eine wunderbare Wahrheit: Der natürliche Zustand des Geistes ist Frieden. Dann kommt dir ein stressiger Gedanke in den Sinn, du glaubst ihn und der Frieden scheint zu verschwinden. Die damit verbundenen, stressigen Gefühle lassen dich wissen, dass du gegen die Realität ankämpfst, indem du den Gedanken glaubst. So lernst du, unangenehme Gefühle als Tempelglocke zu erleben, die dich freundlich darauf hinweist: Es ist Zeit zu worken. Wenn du den Gedanken hinterfragst und erkennst, was für dich wahr ist und was nicht, wirst du wieder präsent - dir selbst und deinen Mitmenschen gegenüber. Du wirst zum Zuhörer statt zum Richter, ein aufgeschlossener, weiserer Mensch. Du bemerkst, dass du der Realität deinen Gedanken übergestülpt hattest. Im Lichte dieses Bewusstseins fällt der Gedanke einfach von dir ab. Er verliert seine Macht über dich. Ohne den Gedanken, ohne deine traurige oder angsterfüllte Geschichte, bleibt nur das Gewahrsein dessen, was wirklich ist. Ohne deine Geschichte bist du Frieden – bist die nächste stressige Geschichte auftaucht und dich daran erinnert, was noch nicht hinterfragt wurde.
Mit der Zeit wird die Work in dir lebendig als natürliche, wortlose Antwort des Bewusstseins auf aufkommende Gedanken.
Während deiner Praxis beginnst du zu erkennen, dass die Realität gut ist, genau so, wie sie ist. Denn wenn du gegen sie ankämpfst, erlebst du Anspannung und Frustration. Wenn du aufhörst, dich der Realität zu widersetzen, wird das Handeln einfach, fließend, freundlich und furchtlos.
… Es gibt eine Ursache für das Leiden und einen Weg da heraus. Alles, was es braucht, ist ein Stift, ein Stück Papier und ein offener Geist.“
Auszug aus Byron Katie's Vorwort für das Buch „4 Fragen, die alles verändern“ von Ralf Heske
Ojai, Kalifornien, Juli 2020